Tradition in Bewegung: Porsche Heritage Experience in Island

Ein Land, das aus Feuer geboren wurde und im Licht der Mitternachtssonne lebt, ist eine gute Bühne, um über die Zukunft zu sprechen. Und über das, was sie trägt. Island ist mehr als Kulisse für die Porsche Heritage Experience. Es ist ein Gegenüber, das die Mission von Porsche Heritage und Museum – Brücken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schlagen – in eine Landschaft übersetzt.

Eine schmale Asphaltspur zieht sich wie ein Gedankenstrich durch violette Lupinen und aufsteigenden Thermaldampf. Auf ihr gleitet eine Chronik aus Zeit: sechs Generationen 911 Targa. Stahl und Aluminium zu Kapiteln gebunden, Chrom als Interpunktion, Reifen und Glas als Passagen zwischen dem Einst und dem Jetzt. Kontakt zur Erde, Offenheit zum Himmel, dazwischen die Spur, die sich weiterschreibt. Wer hier fährt, lernt, wie still Stärke sein kann – und wie stark Stille sein kann. So wird Herkunft beweglich, nicht hinter Türen, sondern in Fahrt. Fahrzeuge als bewegte Erinnerung. Das ist die Idee von Porsche Heritage und Museum: Geschichte sammeln, bewahren, teilen und dadurch Brücken schlagen zwischen dem, was war, und dem, was möglich bleibt. Heritage als Haltung, die nach vorn weist.

60 Jahre Porsche 911 Targa

Die Kolonne ist eine Erzählung in sechs Sätzen: vom Targa Softwindow der späten 1960er-Jahre bis zum 911 Targa 4 GTS T-Hybrid aus 2025. Dieselbe Silhouette, immer wieder neu gelesen. Derselbe Gedanke, präziser formuliert. Der Targa, seit 1965 das Auto der Zwischenräume – nicht Coupé, nicht Cabriolet, sondern eine Form, die mit Luft rechnet und den Himmel als Inbegriff von Freiheit in ihren Entwurf einbezieht. Eine Signatur, die sich über Generationen fortschreibt.

Porsche Heritage Experience Island

Island, dieses geologisch junge und kulturell alte Land bietet dafür die richtige Topografie. Gletscher und Gischt auf derselben Karte, Lavasand und Lupinen im selben Blick. Am Vormittag riecht die Luft nach warmer Erde, am Nachmittag nach Meersalz, abends nach Regen. Die Menschen haben gelernt, mit dem Wetter zu denken. Die Strassen fügen sich der Geologie, nicht umgekehrt. Und so bekommen die Fahrzeuge aus Zuffenhausen genau den Raum, den sie brauchen, um zu erzählen, wofür sie gebaut wurden: für die Erfahrung, dass Technik zur Kultur wird, wenn sie aus Ingenieurskunst und Prinzipien entsteht.

Porsche Heritage Experience Island

Im Dialog der Generationen

Die Porsche Heritage Experience übersetzt diesen Gedanken in eine kuratierte Expedition: Sechs Generationen 911 Targa fahren zwei Tage lang quer durch Süd- und West-Island – vom Skyrland über Friðheimar und die Commonwealth Farm bis hinauf nach Þingvellir, zu Wasserfällen, Vulkanen und den schwarzen Stränden von Vík. Jedes Etappenziel wurde gewählt, weil hier gelebtes Handwerk den Wert von Herkunft sichtbar macht. Die Fahrzeuge fungieren dabei als rollende Kulturbotschafter, das Team von Porsche Heritage und Museum als Brückenbauer zwischen lokaler Tradition und Ingenieurskunst aus Zuffenhausen. Zuhören, teilen, fahren – so entsteht ein Dialog, der Vergangenheit bewahrt und Zukunft gestaltet.

Traditionen, die es zu schützen gilt

Der erste Stopp der Porsche Heritage Experience führt ins Skyrland. Ein helles Haus, in dem Zeit, Temperatur und Milchsäurekulturen zusammenarbeiten. Was hier entsteht, ist mehr als ein Lebensmittel. Es ist bewahrtes Wissen, das seit Jahrhunderten von Hand zu Hand durch Familien weitergereicht wird. Heritage im schlichtesten Sinn: das erfolgreiche Weitergeben einer Handwerkskunst. Die Lektion trifft uns leise: Herkunft ist kein Zustand, sondern eine wiederholte Geste, präzise genug, um zu bestehen, offen genug, Gegenwart aufzunehmen.

Eine knappe Stunde südöstlich von Reykjavík liegt Friðheimar. Zwischen Glas und Dampf wachsen Tomaten im subpolaren Licht. Geothermie und Gartenarbeit – zwei Worte, die sich in einem Satz verständigen. Es ist eine kleine Utopie unter Kuppeln, ein Familienunternehmen, das aus den Ressourcen des Ortes einen Kreislauf macht. Was hier zählt, ist die kluge Verbindung: Technik nicht gegen die Natur, sondern aus ihr heraus. Auch das ist Traditionsarbeit: Bewährtes mit dem Wissen und den Mitteln der Neuzeit fortzusetzen.

Porsche Heritage Experience Island

Der nächste Stopp der Heritage Experience führt weiter nordostwärts in den Þjórsárdalur. Dort liegt die Commonwealth Farm. Hölzerne Werkzeuge, der Geruch von Heu und Eisen, ein Blick zurück voller Respekt. Hier wird spürbar, wie viel Stolz im Handwerk liegt, hier wird repariert statt ausgetauscht, Familiengeschichten weitererzählt. Wer sich umsieht, versteht, warum Porsche Heritage und Museum Fahrzeuge als Kulturbotschafter begreift: Nicht, weil sie glänzen, sondern weil sie Verbindungen schaffen.

Am Nachmittag weitet sich der Horizont im Nationalpark Þingvellir. Zwischen den Platten der Erde, Europa hier, Amerika dort, steht ein Tal, das Politik früh geübt hat: einer der ältesten Versammlungsorte der Welt. Die Landschaft wirkt wie eine gelassene Anordnung von Gesetzen. So zeigt sich, dass Trennung auch Klarheit sein kann und Abstand ein Instrument der Ordnung, das verbindet, nicht separiert. Beständigkeit entsteht dort, wo Bewegung Struktur hat. In diesem Sinn arbeitet auch Heritage: Sie ist ein Regelwerk des Bewahrens, das Veränderung aushält.

Porsche Heritage Experience Island

Die Linie des Targa

Wenn die Fahrzeuge am Abend nebeneinander ruhen, fällt der Blick auf die Kontur, die seit mehr als sechs Jahrzehnten eine klare Signatur schreibt. Der Sicherheitsbügel wie ein Markenzeichen, die gläserne Heckpartie als Fenstermotiv zur Zeit. Der Targa ist ein Prinzip. Offenheit ja, aber in geordnetem Mass. Freiheit mit Verantwortung. In dieser Haltung steckt die Erklärung, warum Weiterentwicklung hier wie Selbstähnlichkeit wirkt, vom luftgekühlten Klassiker zum T-Hybrid, der Elektrifizierung nicht als Bruch, sondern als Verstärkung versteht. Innovation als Fortsetzung mit anderen Mitteln.

Der Morgen darauf gehört dem Wasser: Seljalandsfoss und Skógafoss. Hinter dem Vorhang des ersten Wasserfalls ein Raum aus Tropfen, am zweiten wird der feine Stoss der Gischt spürbar – wie eine Erinnerung an das Elementare. Danach: Eyjafjallajökull, jene weisse Kuppel, die sich tief in das Gedächtnis Europas eingeschrieben hat. Weiter südlich, in Vík, liegt der Strand wie ein schwarzes Kapitel aus samtigem Sand. Basaltsäulen ragen auf, als hätten Architekten die Zeit zu einer Orgel aus Stein gefaltet. Ein guter Ort, um zu verstehen, dass Kultur immer auch eine Geologie hat. Schicht um Schicht, ein langsames Entstehen.

Porsche Heritage Experience Island

Herkunft als Auftrag

Die Arbeit von Porsche Heritage und Museum ist keine Nostalgiepflege. Sie ist eine Praxis der Auswahl – und des Weglassens. Was nehmen wir mit? Und warum? Welche Werte haben den Markenkern geformt, und wie lässt er sich in die Zukunft tragen? So wird das Archiv zum Atelier, das Museum zur Werkstatt, das Fahren selbst zu einer Form der Forschung. Die Fahrzeuge sind Beweismittel und Bewährungsprobe zugleich: Sie zeigen, woher wir kommen, und prüfen, ob die Richtung stimmt. Ziel ist das gleitende Bewahren, die Brücke zwischen Herkunft und Möglichkeit, zwischen Linie und Aufbruch.

Porsche Heritage Experience Island

Ein Satz aus dem Team begleitet uns: Heritage ist ein Versprechen an die Zukunft. Herkunft ist keine Frage des Besitzes, sie ist eine Frage des Verhaltens: Wie sprechen wir über das Früher, ohne es zu verklären? Wie denken wir Tradition, ohne sie zu musealisieren? Und wie bleiben wir offen für das, was kommen will? Die Antworten entstehen bei der Porsche Heritage Experience im Prozess des Zuhörens, Sortierens und Präzisierens.

Tradition als Fundament des Fortschritts

Als Weggefährte begleitet uns der gebürtige Isländer Rúrik Gíslason durch die einzelnen Etappen. Er kennt die Wege und das Licht, vor allem beherrscht er die Gelassenheit, mit der hier Entscheidungen getroffen werden. Der ehemalige Fussballprofi nimmt sich zurück, überlässt der Landschaft und den Fahrzeugen die Hauptrollen. Nach seiner Profikarriere entschied sich der heutige Schauspieler und Unternehmer dafür, nur noch mit Marken zu kooperieren, die Haltung zeigen. „Tradition ist kein Widerspruch zum Fortschritt, sie ist das Fundament“, sagt Gíslason. Ein Satz, der den Ton dieser Reise setzt und die Idee der Heritage Experience auf den Punkt bringt.

Porsche Heritage Experience Island

Wer die sechs Targa-Generationen hintereinander erlebt, erkennt einen roten Faden: Leichtbau als Ethik, Funktion als Designsprache, Evolution statt Sprung. Im Softwindow liegt jene ursprüngliche Leichtigkeit, die dem Fahren das Federnde gibt, im Targa der 1970er-Jahre die ruhige Verlässlichkeit einer Haltung auf vier Rädern. Die Neunzigerjahre schreiben Eleganz und Aufbruch, der 996 zeigt Technik als Aussage. Und der heutige 911 Targa 4 GTS T-Hybrid setzt ein Zeichen der Gegenwart. Er strahlt eine souveräne Ruhe aus, unterstützt von Elektrik, getragen von Mechanik, ausbalanciert zwischen Effizienz und Ausdruck. So entsteht jene Art von Modernität, die nicht mit blosser Neuheit verwechselt werden kann.

Lernen von der Insel

Was bleibt von Island, wenn der Atlantik im Rückspiegel verschwindet? Zukunft ist nicht das Gegenteil von Vergangenheit, sie ist ihre präziseste Lesart. Das Land hat gelernt, mit Extremen zu leben – Wind, Stein, Feuer, Eis. Daraus sind Methoden entstanden, keine Mythen. Und genau das ist auch die Aufgabe jeder Heritage-Arbeit: aus Geschichte Praxis zu machen. Nicht das grosse Wort zählt, dafür die wiederholbaren Handlungen. Skyr als Methode des Ernährens, Geothermie als Methode des Wärmens, das Targa-Prinzip als Methode der Offenheit.

Porsche Heritage Experience Island

Abends, wenn die Sonne nicht untergehen will, stehen die Fahrzeuge Stossstange an Stossstange: frühe Leichtigkeit neben aktueller Gelassenheit. Die Luft riecht nach feuchtem Moos. Der Atlantik rauscht, die mechanische Wärme klingt nach, knistert erst, dann wird ein ganz leises Summen hörbar. In solchen Momenten wird „Heritage“ hörbar: als Tonfolge aus Nähe und Distanz, als Rhythmus der Weitergabe. So wird verständlich, was das Team mit „Brücken bauen“ meint: regelmässige Arbeit zwischen Archiv, Strasse und Zukunft.

Tradition, Identität, Kultur

Die Porsche Heritage Experience bietet mehr als eine unvergessliche Reise. Skyrland, Friðheimar, Commonwealth Farm, Þingvellir, die Wasserfälle, der Vulkan, die schwarzen Strände – die Stopps sind Kapitel in einem Buch, das man nicht ausliest, sondern weiterträgt. Es geht um Austausch, um das Erproben von Perspektiven, darum, in anderen Kulturen die eigenen Fragen besser zu stellen: Was lohnt es, weiterzugeben? Wie lässt sich Technik als Kulturleistung erzählen? Wann wird eine Marke zur Haltung? Die Antworten entstehen unterwegs. An der Tankstelle im Sturm, im Flimmern der Gewächshauswärme, am kalten Geländer der Aussichtspunkte.

In Gesprächen wird klar: „Tradition, Identität, Kultur“ sind keine Abteilungen, sondern drei Blickachsen auf denselben Kern. Tradition bewahren – nicht aus Eifer, sondern aus Respekt. Identität erleben – nicht als Label, sondern als Handlungsform. Kultur verstehen – indem man teilt, zuhört, staunt. Am Ende zeigt sich, dass genau diese drei Bewegungen auch das Fahrgefühl beschreiben: bewahren, erleben, verstehen. Im Rhythmus der Strasse.

Wenn Reykjavíks Lichter wie schmale Säulen in der Dämmerung stehen und die Kolonne in die Stadt zurückgleitet, zieht ein stilles Fazit mit uns ein. Heritage ist kein Rückwärtsgang. Sie ist ein Antrieb, der nach vorn arbeitet, mit dem Drehmoment des Erinnerns. Auf einer Insel, die täglich mit den Elementen verhandelt, werden solche Sätze plausibel. Was Bestand hat, ist selten laut. Und was Zukunft hat, ist selten ohne Herkunft.

Text: Christina Rahmes
Fotos: Stefan Bogner

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911 Targa 4 GTS